Wiedereinsteiger - Motorrad fahren für Ältere

Viele mussten sich früher entscheiden: Auto oder Motorrad. Ich entschied mich mit 18 Jahren für ein Motorrad. Das war aber relativ unzuverlässig - und als ich fast alles repariert hatte und dann doch schon wieder eine neue Reparatur anstand, reifte während einer längeren Regenfahrt mein Entschluss, das Motorrad zu verkaufen und von dem Erlös einen alten Käfer anzuschaffen.
Eine Zeit lang bekam ich immer noch glänzenden Augen, wenn ich in Kontakt mit Motorradfahrern kam oder auf einem Parkplatz meine Traum-Motorräder sah:
die 900er Kawa, die Honda CB750, die Yamaha XS650 und noch einige mehr. Mein praktisches Fahren ersetzte ich mit Theorie. Die anerkanntesten Tester der Motorradzeitschriften fuhren für mich (natürlich auch für alle anderen Leser).
Die legendären Nürburgring-Testfahrten-Berichte verschlang ich, ebenfalls die Langzeittests und Reiseberichte.
Manchmal stellte ich mir die Frage: "was wäre, wenn...".

Aber das Geld war knapp während der Ausbildungszeit. Um eine eigene Wohnung finanzieren zu können, musste ich sogar das Auto verkaufen und war auf Bus und U-Bahn angewiesen. Später schaffte ich mir dann zwar wieder ein Auto an, aber nun stand die Familienplanung einem Motorrad entgegen.

Das ging viele Jahre so. Sogar das Lesen der Motorradzeitschriften trat in den Hintergrund. Meine im Bücherregal stehenden Bücher von Ernst Leverkus waren für Jahre die einzige Verbindung zum motorisierten Zweirad.

Sehr viel später - die Kinder waren aus dem Gröbsten raus, das Familienauto tagsüber unterwegs und ich, inzwischen auf dem Lande lebend, auf den selten fahrenden Bus angewiesen, konnte ich mir gut vorstellen, wieder Motorrad zu fahren. Ein Motorrad mit dem praktischen Nutzen eines Zweitfahrzeuges und dem dazugehörigen Spaßfaktor.

Das Studieren der Versicherungstarife ergab, dass die Unterhaltskosten sehr niedrig sein würden. Warum also nicht?

Es sollte keine supermoderne Rennmaschine werden, sondern ein klassisches Modell, das noch wie ein Motorrad aussehen sollte. Da ich überwiegend auf Landstraßen unterwegs bin, reichte mir zunächst eine 27PS-Maschine aus und ich entschied mich für eine ältere, aber gut gepflegte 400er Honda. Auch wenn ich mich mit 18 fühlte, als hätte ich das Motorradfahren erfunden, habe ich es bei meinem Wiedereinstieg langsam angehen lassen. Doch bevor ich starten konnte und wollte, war eine TÜV-Vorbereitung notwendig. Bei dieser Gelegenheit wechselte ich gleich die Bremsleitungen und entschied mich für Stahlflex. Die Gabel wurde mir härteren Federn und neuen Simmeringen versehen. Die TÜV-Hürde schaffte ich ohne Probleme. Den ersten Ausfahrten stand nichts mehr im Wege.

Honda CB400n
(Honda CB400N - die Katze lebt, ruht sich nur aus)

27PS ist nicht besonders viel, doch trotzdem brauchte ich eine Eingewöhnungszeit, bis ich wieder flüssig fahren konnte. Der Verkehr hat sich seit meinen ersten Versuchen damals mit 18 Jahren sehr gewandelt. Waren wir früher selbst mit kleineren Maschinen "King of the Road", so ist heute fast jeder Polo oder Golf schneller als eine alte 27PS-Maschine - besonders, wenn der achtzehnjährige Fahrer es dem Motorradfahrer unbedingt zeigen will.


Alle Geschichten:© CPGWerbung 2008
Keine unerlaubte Verwertung!

Valid XHTML 1.0 Strict